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Landespflegetage vom 21. und 22. Februar 2024

Der Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e.V. im Verbund mit dem Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau und dem Verband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau hatte zu den 56. Landespflegetagen in die Mainfrankensäle nach Veitshöchheim eingeladen. Jürgen Eppel und Angelika Eppel-Hotz von der LWG und ihre Kollegen Thomas Leopoldseder und Nikolai Kendzia hatten die Veranstaltung in bewährter Weise vorbereitet. Für die zweitägige Veranstaltung standen vor Beginn alle Referate als hochwertige Seminarbände zur Verfügung. In den Foyer Räumen warteten über 60 Aussteller auf interessierte Besucher. Durch die Veranstaltung führten Martin Degenbeck und Frank Angermüller

 

vev Landespflegetage 1 2024

Foto: Thomas Weltner
Die Aussteller freuen sich über das große Interesse der Teilnehmer


"Zeit für Grün" hieß das Thema, zu dem sich mehr als 600 fortbildungswillige Landschaftsgärtner aus nah und fern Zeit genommen hatten. Begrüßt wurden sie zunächst von dem Hausherrn der LWG, Herrn Präsident Andreas Maier, der darauf hinwies, dass mit Grün zum richtigen Zeitpunkt wichtige Voraussetzungen für eine innovative Stadt- und Landschaftsentwicklung geschaffen werden können.


Präsident Gerhard Zäh vom Verband Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V, freute sich bei seinem Grußwort über das große Interesse der Fachkollegen und die Bedeutung der traditionellen Veranstaltung. Darüber hinaus berichtete er über die wirtschaftliche Situation der Betriebe und die Zukunftsaussichten der Branche. In diesem Zusammenhang stellte er fest, dass trotz der derzeitigen konjunkturellen Schwäche die Aussichten der Branche gut sind und weiteres Wachstumm verheißen.


Zum Thema „Haltung zeigen für eine klimabewusste Landschaftsarchitektur“ berichtete Landschaftsarchitekt Professor Stefan Lenzen, Präsident des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten aus seiner Arbeit in der Planungsgruppe RMP. Auf eine Veröffentlichung seines Redebeitrages hatte er verzichtet. Dafür vertraute er auf die „Macht des gesprochenen Wortes und die Magie der gezeigten Bilder“. Am Beispiel der Bundesgartenschau Mannheim konnte er anschaulich darstellen, wie durch Entsiegelung, Geländeausformung und Vegetation ein Klimapark geschaffen werden konnte.

Mit dem gleichen Thema setzte sich Tjards Wendeburg, der verantwortliche Redakteur des Branchenmagazins DEGA GALA BAU auseinander. Mit der kritischen Frage „Was ist los mit der Pflanzenverwendung“ bedauerte er, dass in den meisten gärtnerischen Anlagen Pflanzen nur „reine Petersilie an baulichen Produkten“ seien. Im Einzelnen zeigte er Möglichkeiten zum Ersatz von Rasenflächen durch Stauden, Blumenzwiebeln und Rohbodenbegrünung auf. Die Pflege der Grünflächen bezeichnete er als wichtiges Wertschöpfungspotential.

Stefan Schmidmeyer vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung berichtete über die Verwendung von Recyclingbaustoffen für den GaLaBau. An Beispielen erläuterter er Einsatzmöglichkeiten qualifizierter und zertifizierter Sekundärbaustoffe mit dem Ziel von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Ohne Prüfzeugnis geht nix!

Der Umgang mit Oberboden war Inhalt des Referates von Dipl.-Ing. Johannes Prügl. Als oberstes Gebot stellte er die Vermeidung von zu entsorgendem Oberboden heraus. Ziel muss es sein, durch geschickte Planung Massenausgleich auf der Baustelle zu erreichen. Auf die Aussortierung von Stör- und Fremdstoffen ist besonderer Wert zu legen. Eine freiwillige Untersuchung wird empfohlen. Überschüssiger Oberboden kann auch auf anderen GaLaBau- Baustellen verwendet werden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Mo Ve Green“ zur wandgebundenen Fassadenbegrünung untersuchen Dipl.-Ing. Franziska Angyal und Dipl.-Ing. Thomas Leopoldseder die Möglichkeiten der Begrünungstechnik. Die Erprobung erfolgte mit den Systemen LivePanel-Pflanzkassette und Vertiwall-Gabione. Bei der Pflanzenauswahl wurden die Varianten „Verdunstungsmaximierung“ und „Urban Farming“ ausgewählt. Untersuchungsergebnisse sind in den nächsten Jahren zu erwarten.

Mit dem Thema „Professioneller Artenschutz für privates und öffentliches Grün“ befassten sich MA Michaela Spindler und MSc Franziska Schorr. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes von LFU und LWG konnte umfangreiches Informationsmaterial zu den Themen Amphibien, Igel und Reptilien ausgearbeitet werden. Zielgruppen sind Hobby- und Freizeitgärtner aber auch ausführende Betriebe.

Faunistische Untersuchungen zu Blüten für Bestäuber im urbanen Bereich stellte MSc Kathrin Scharich von der LVG Heidelberg vor. Sie konnte ermitteln, dass die Anzahl der Blüten als wesentlicher Faktor für den Bestäuberzuflug hat. Bei den untersuchten Blühpflanzen lagen die Selektionen von Wildarten deutlich vor den Werten der Hybriden.

Dr. Gerd Reidenbach, TLLLR Thüringen, stellte Versuchsergebnisse zum Thema „Buchsersatz- Alternativen für niedrige Einfassungshecken“ vor. In einem Härtetest konnte die Eignung wichtiger Buchsbaum-Alternativen bezüglich Klima- und Bodenanspruch ermittelt werden. Eine Alternative zum Buchsbaum stellen die geprüften Arten in Gebieten mit hohem Befall Druck gegen Blattfall und Buchsbaumzünsler dar. Die Selektion von resistenten Buchsbaum Sorten dürfte langfristig sinnvoll sein.


Den 2. Seminartag eröffnete Dipl.-Ing. Christoph Klenk zum Thema Gartenschau für GaLaBau am Beispiel der LGS Kirchheim. Für die nun jährlich stattfindenden Schauen und die damit verbundenen kurzen Wartezeiten entwickelte die LWG ein neues Konzept. Bei diesem wird zukünftig ein modulares Ausstellungssystem erprobt, das kostengünstig gewechselt werden kann. Pflanzungen werden in Form von vorgefertigten Pflanzenziegeln und Saatmatten durchgeführt.

Ein Zukunftsgarten für die LGS Kirchheim wurde von dem GaLaBau-Unternehmer Christoph May, der Studentin Rebekka Heeg und dem BSc Felix Lederle vorgestellt. Das Projekt ist das Ergebnis eines Wettbewerbes unter Studenten der Landschaftsarchitektur. Um der Forderung nach Nachhaltigkeit bei temporären Ausstellungen zu genügen, wurde ein System aus Stampfbeton realisiert, das nach der LGS in Bauteilen versetzt werden kann. Der Aufwand für die Realisierung gestaltete sich allerdings höher als erwartet. Man kann auf das Ergebnis auf der LGS in Kirchheim gespannt sein.

Dipl.-Ing. Andreas Adelsberger von der LWG Veitshöchheim stellte Biodiverse Oasen als wirksame Wiesen für den Siedlungsbereich vor. Im Einzelnen gab er Hinweise zur Bodenvorbereitung, standortgerechte Wiesenmischungen, Ansaat Techniken sowie Heudrusch, Heumulch- Verfahren und Pflanzung. Die Mahd als wichtige Pflegestrategie zur Förderung der Artenvielfalt und Bestandserhaltung sowie die Umwandlung vom Rasen zur Wiese stellte er besonders heraus.

„Rosen fürs Klima - Clematis für den Wandel“, ein Thema das unweigerlich mit Dipl.- Ing. Klaus Körber verbunden ist. Nachdem er die Bedeutung des Bodens für Rosen im Klimawandel dargestellt hatte, berichtete er von der Möglichkeit, Rosen im Container in blühendem Zustand erfolgreich pflanzen zu können. Mit zunehmender Begeisterung arbeitete er sich durch die Vielfalt von Sorten, die Duft und Gesundheit in sich vereinen aber auch ein Nahrungsangebot für Insekten und Vögel bieten. Bei der Verwendung von Clematis gab er Hinweise zum Schnitt und zur Standortwahl. Er empfahl die Masse der Wildarten, die wenig oder keine Probleme mit der Clematiswelke oder der Clematisfliege haben.

Zum Thema „Digitales Blau für vitales Grün“ stellte Dipl.-Ing. Nikolai Kendzia die Erprobung einer Bewässerungs-App am Beispiel eines Rasensportplatzes dar. Mit dem System wird einerseits ein optimales Wasserangebot und damit neben dem sicheren Pflanzenwachstum auch eine Erhöhung der Verdunstungsleistung erreicht. Darüber hinaus können Zeitpunkt und Menge der Bewässerung in Abhängigkeit von Wetterdaten, Vegetation, Boden und Bewässerungsverfahren gesteuert werden. Damit ist eine ressourcenschonende Bewässerung sichergestellt.

Die Be-und Entwässerung mit Baumrigolen stellte Gärtnermeister Jörg Jaroszewski an einem Modell der Stadt Stein vor. Mit dem System können versiegelte Straßenflächen entwässert werden. Dies geschieht zunächst über Sickerschächte mit Reinigungsfunktion. Von dort wird das Wasser über Zuleitung und Verteilerebene der Baumgrube mit Versickerungsfunktion zugeleitet. Überschüssiges Wasser gelangt über Rigolen mit Speichersubstrat in einen Notüberlauf mit Anstaufunktion in den Kanal. Mit dem System kann Niederschlagswasser als Speicher für die Versorgung der Bäume und gleichzeitig zur Entlastung des Kanalsystems genutzt werden.

Erfahrungen mit Versickerungspflanzungen an Parkplätzen waren Inhalt des Referates von Dipl.-Ing. Hanne Roth. Als Voraussetzung für die Bepflanzung von Sickermulden ist eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit der aufgebrachten Oberbodenschicht nach DIN 18130 notwendig. Bei der Pflanzenauswahl ist zu berücksichtigen, dass in den Mulden verschiedene Feuchtigkeitsbereiche von trocken bis feucht vorherrschen. An mehrjährigen Praxisbeispielen konnte die Referentin Pflanzungen mit geeigneten Stauden und Gräsern vorstellen. Sie appellierte an die Teilnehmer, Fachkompetenz in Sachen Pflanze zu erlangen. Wörtlich: „Pflanzen können viel mehr als wir Ihnen zutrauen“


Resümee: Die großartige Veranstaltung bot ein vielfältiges Angebot zur fachlichen Fortbildung. Aber auch die persönlichen Kontakte kamen nicht zu kurz; dies besonders beim beliebten Stehempfang am Abend des ersten Tages. Ein besonderer Dank gilt allen Mitarbeitern des Instituts Stadtgrün und Landschaftsbau für die Vorbereitung und Durchführung, aber auch dem VEV für die Erledigung der wirtschaftlichen Aufgaben.

Mir hat es gefallen, weiter so!
Dr. Walter Kolb

 

vev Landespflegetage 2 2024

Foto: Thomas Weltner
Dank an die Referenten, Organisatoren und Mitarbeiter zum Abschluss der Veranstaltung